Archiv für den Monat: Oktober 2016

Almabtrieb von der Rettenbachalm – Ausflug nach Bad Ischl 7. – 9. Oktober 2016

Da für 8. Oktober ein Almabtrieb von der Rettenbachalm angekündigt war, wollten wir dies zum Anlass nehmen, nicht nur beim Almabtrieb dabei zu sein, sondern auch die  Stadt Bad Ischl zu besichtigen. Einen Kurort, der seine Blütezeit im 19. Jahrhundert erlebt hat, während der Regierungszeit von Kaiser Franz Joseph I. (1848 – 1916).

Schon in der Jugend verbrachte Franz Joseph viel Zeit in Bad Ischl. Als Regent ließ er die kleine Villa Eltz zur Kaiser Villa in Form eines E – wie Elisabeth – umbauen und führte von hier aus, wenn er in Bad Ischl weilte, seine Staatsgeschäfte weiter. Dadurch wurde der Ort zu einer Art „Sommerresidenz“. 1914 hat Franz Joseph in Bad Ischl das Manifest: „An meine Völker!“, verfasst und wurde von hier die Kriegserklärung an das Königreich Serbien telegraphiert (der Beginn des I. Weltkriegs). Danach kam der Kaiser nie mehr nach Bad Ischl. Der Kurort und vor allem die oftmalige Anwesenheit des Kaisers waren Anlass, dass viele gekrönte Häupter, Adelige, Staatsmänner, bedeutende Künstler, Komponisten und Schriftsteller Bad Ischl besuchten oder hier lebten.

Also quartieren auch wir uns (30 haben sich angemeldeten, 7 sind leider ausgefallen) fürs Wochenende in Bad Ischl ein (Hubertushof, Goldenes Schiff, Stadt Salzburg). Das schöne sommerliche Herbstwetter der vorangegangenen Wochen ist leider vorbei, Regenwetter hat sich breit gemacht – Schnürlregen im Salzkammergut ist ja ein altbekanntes Phänomen.

Wetterfest treffen wir einander am Freitag um 1545 vor dem Hotel Hubertushof, um die Kaiservilla zu besichtigen, deren westlicher Seitenflügel noch privat bewohnt wird. Die Villa entspricht eigentlich einem Jagdschloss und keiner Sommerresidenz – kein Prunk, wie beispielsweise im Sommerschloss Schönbrunn. Dafür beeindruckt aber die Authentizität der Ausstellungsgegenstände und der Räumlichkeiten (Empfangsraum, Audienzsaal, Privaträume etc.) sowie die Darstellungen des Lebensstils und Alltags von Kaiser und Kaiserin so sehr, dass man sich während der einstündigen Führung in die „gute alte Zeit“ zurückversetzt fühlt und an die „Sissi“ Filme erinnert wird. Welche Tourismus Bedeutung hätte Kaiserin Elisabeth heute ohne Romy Schneider, die das Image dieser Rolle nie mehr losgeworden ist?

Von den Eindrücken des Gesehenen begeistert, verlassen wir nach der Führung die Villa in Richtung Stadt zur nächsten Führung im Regen. Herr Kuprian, ein Redakteur der Ischler Woche erwartet uns in der Pfarrgasse, wo drei Gedenktafeln: Mark Twain, Theodor Herzl und Franz Werfel, feierlich mit Musik enthüllt werden. Wegen des Regens brechen wir zum zweistündigen Rundgang durch die Stadt auf, noch bevor die Enthüllungsfeierlichkeiten beendet sind. In diesen zwei Stunden werden wir mit so viel historischen Bad Ischl Geschichten betreffend Persönlichkeiten und Gebäude konfrontiert, dass uns die Köpfe rauchen. Auch nur eine auszugsweise Wiedergabe des Erzählten würde hier den Rahmen sprengen.

Nach dieser lehrreichen, interessanten Führung entspannen wir uns gemütlich beim gemeinsamen Abendessen im Hubertushof und lassen den Abend mit Erinnerungen an Kollegen und vergangene Zeiten ausklingen.

Samstagmorgens um 1000 Uhr geht’s mit dem Bus rauf zur Rettenbachalm. Warum aus der geplanten Pferdekutschenfahrt leider, oder zum Glück (Regen!), nichts geworden ist, war vom Hüttenwirt nicht wirklich zu erfahren. (Ich vermute typisch bäuerliche Neid-Querelen zwischen Wirt und Bauern) Trotz des durchwachsenen Wetters, mal mehr, weniger oder kein Regen, machen wir einen Rundgang um die Alm, vorbei an den Kühen, die, noch ungeschmückt, auf den einzelnen Weiden vor den Hütten auf ihren Abtrieb warten, der zwischen 1300 – 1430 Uhr stattfinden wird. Man kann den Tieren ansehen, dass sie bereits schon vor dem Schmücken das Besondere des Tages spüren. – Ihr  Leben in Freiheit ist vorbei, ebenso für die auf der Alm geborenen Kälber. Es geht in den Stall oder aber ins Schlachthaus.

An den Almhütten gibt es Getränke und vereinzelt wird Musik gespielt. Gegen Mittag werden die Kühe geschmückt und mit Glocken behangen, wogegen sie sich manchmal heftigst wehren.

Wegen des unbeständigen Wetters haben einige Bauern ihre Kühe schon am Vortag ins Tal geführt, wahrscheinlich waren es Großteils die ungeschmückten Kühe. Ereignet sich ein Todesfall in der Bauernfamilie oder in der Herde, dann werden die Tiere dieser Familie vor dem Abtrieb nicht geschmückt. Laut Aussage eines Bauers, hat es sieben Todesfälle gegeben.

Wetterbedingt verbringen die meisten von uns die Zeit in der Rettenbachalmhütte, wo ein Trio lustig aufspielt (Gitarre und zwei Knöpferlharmonikas). In der Hütte herrscht fröhlich gute  Stimmung, wozu auch das einheitliche, rasche Service des bereits vorbestellten Mittagessens: Schweinsbraten, Kasspatzen oder Grillplatte und die nötige Durstlöschflüssigkeit beiträgt.

Niki hat sich zu der einheimischen Gruppe am Musikertisch zugesellt und einige von uns möchten unbedingt mit den Kühen und deren Geläut ins Tal wandern. Um 1500 fährt unser erster Bus und sollte in einer halben Stunde wiederkommen. Doch wegen der Kühe auf der Straße kommt er erst um 1630, so dass wir gezwungener Maßen Zeit, Kälte und Durst flüssig vertreiben mussten. Überraschender Weise taucht auch im Bus wieder eine Wärmeflasche mit wasserklarer Flüssigkeit auf?!

Schnell etwas frisch gemacht, geht’s abends gleich wieder weiter zum k.u.k. Hofwirt. Da finden wir aber keinen Platz, weil eine Hochzeitsgesellschaft länger als geplant, noch immer feiert. Also weichen wir zum Goldenen Ochsen aus, der hat aber bereits um 2300 Sperrstunde und der Kellner weigert sich schon ab 2245, noch Getränkebestellungen aufzunehmen!

Auf dem Heimweg kehrt ein harter Kern noch in die k.u.k. Hofbeisl Bar ein – scheint der Ischler Kontakthof zu sein, mit entsprechendem Lautstärkepegel. Wohl nicht der richtige Platz für uns Senioren! Wir erkennen den Fingerzeig und belassen es bei einer Getränkerunde.

Am Sonntag teilen wir uns nach dem Frühstück auf. Eine Neunergruppe besichtigt das interessante Stadtmuseum, das im ehemaligen Seeauerhaus (späteres Hotel Austria) untergebracht ist. Dessen erstes Stockwerk 1834 Franz Josephs Eltern, Erzherzog Franz-Karl und Erzherzogin Sophie bezogen haben und wo sich Kaiser Franz Joseph I. mit Elisabeth 1853 verlobt hat. Nach dem Museumsbesuch lassen wir den Bad Ischl Ausflug beim Zauner am Ufer der Traun, Kaffee schlürfend und gemütlich in der Sonne sitzend, ausklingen. Viele nützen den sonnigen Sonntag, um vor der Heimfahrt noch die Landschaft des Salzkammerguts, Berge und Seen zu genießen.

 

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